Tuesday, November 5, 2013

STIL IST DIE GELIEBTE DER KUNST

Was verbinden wir mit Chanel, genauer gesagt mit Gabrielle 'Coco' Chanel? 

Ist es Flair? Ist es Faszination? Bewunderung? Der Gedanke an eine Visionärin und Mode-Ikone? Ein Haus mit langer Tradition und französischem Chic? Das kleine Schwarze akzentuiert mit der klassischen Perlenkette? Feinst verarbeitete Stoffe zu einem edlem Kunstwerk vereint ? Oder bewundernswerte Zeitlosigkeit ...?

Es ist mehr als das. 
Es ist das Lebenswerk einer Avantgardistin, die in ihrem Leben mehr als einmal revolutioniert hat und die Modewelt bis heute geprägt hat. Coco Chanel war bereits zu Lebzeiten eine Legende und ihr Esprit ist bis heute erhalten geblieben.
Chanel ist eine herausragende Persönlichkeit, die bewiesen hat, dass auch wenn man aus einfachsten Verhältnissen stammt, man sehr wohl bedeutsames und grosses erreichen kann. Ihr Talent, ihre Visionen, ihr Fleiss und ihr steter Wille, sowie kluger Geschäftssinn  haben ein Modeimperium geschaffen, welches seiner gleichen sucht. Ihre Werke dienen noch immer als Inspirationsquelle und setzen auch gegenwärtig Standards in der Modewelt.

In einen Armenhaus als Tochter von Albert Chanel und Jeanne Devolle 1883 geboren und seit dem zwölften Lebensjahr mit ihren Schwestern in dem Waisenhaus des Klosters Aubazine gross geworden, erlebte Chanel bereits in den ersten Kindheitsjahren sehr schmerzhafte Erfahrungen - den Tod der Mutter, den Verlust des Vaters und auch ihrer Brüder. Sie sagte über diese Zeit: "Man hat mir alles entrissen, und ich bin tot... Man stirbt nicht nur einmal im Laufe seines Lebens, wissen Sie...." Doch vielleicht gerade diese Zeit scheint Chanels Willen und Persönlichkeit noch weiter gestärkt zu haben.

Ihrem Geschick zum Dank gelangte Chanel mit achtzehn zu ihrer ersten Anstellung als Näherin in einem Geschäft. 1904 lernte sie dann den Pariser Industriellensohn Etienne Balsan kennen, der sie auch als erster in die feine Gesellschaft einführten sollte.

1910 eröffnete sie in Paris ihr erstes Hutatelier. 
Ihre Kopfbedeckungen waren markant und doch minimalistisch, besassen Wiedererkennungswert und erfreuten sich nach kurzer Anlaufzeit immenser Nachfrage, so dass sie dann 1911 mit  Hilfe einer Bürgschaft und einem Kredit durch den britischen Bergwerkbesitzer Arthur "Boy" Capel ihre erste Boutique in der Rue Cambon 21 etablieren konnte. 

1913 folgte eine weitere im Seeort Deauville auf der Rue Gontaut-Biron, der schicksten Strasse des Seebades und ihre ersten Kleidungsstücke im maritimen Stil, Rollkragenpullover, gerade Leinenröcke , jugendliche Blusen, elegante Blazer boten sich ideal für die zwangslosen Urlaubsaktivitäten der Besucher an. Sie veränderte die Silhouette der Frau grundlegend, denn weder Korsett noch Fischbein engten die Frauenkörper unter ihrer Mode ein. Funktional- geradlienig, sportlich-lässig, mit Chic und Stil und doch hochpreisig. Significantes Material für ihre androgynen Schnitte in der bahnbrechenden "Biarritz Kollektion" mit den fliessendem Fall war vor allem  weicher Jersey Stoff - bis dahin untypisch in der Verarbeitung von Damengarderobe.

Chanel erfasste Trends blitzschnell und erkannte blicksicher die körperlichen Vorzüge und Nachteile einer Frau. "Mode ist wie Architektur: Es ist nur eine Frage der Proportion" und so kreiert sie Kleidung in rechter Pass- und Schnittform, um die Vorzüge ihrer Kundinnen zu betonen. Wie sagte Chanel auch: "ein Kleid kann auf dem Bügel noch so schön aussehen, das besagt nichts. Man muss es am Körper sehen, mit der Bewegung, der Arme, der Beine und der Taille." Baroness Eugène de Rothschild äusserte sich wie folgt über Chanel und ihre Künste: "Ich würde nichts kaufen, ohne ihr das vorher zu zeigen. Das Mädchen hat mehr Geschmack als alle anderen zusammen."

1916 beschäftigte sie dann bereits 300 Näherinnen, konnte ihren Kredit bei  Capel begleichen und somit ihre völlige Unabhängigkeit sicherstellen. 
Die Vogue benannte ihre Mode im gleichen Jahr ausserdem zum Inbegriff der Eleganz.  

Schon seit 1913 spielte Chanel ausserdem mit den Gedanken, ihr eigens Parfum zu lancieren . Sie liebte den Duft von Blumen und erklärte ihren Parfümeur Ernest Beaux, dass ihr eine Mischung aus verschiedenen Blumennoten vorschwebte, was ein deutlicher Gegensatz zu den Parfums war, welche gegenwärtig auf dem Markt waren und sich gänzlich auf eine Sorte konzentrierten. Chanel sagte, sie möge nicht nur einen Hauch von Rose oder Maiglöckchen in ihrem Duft. Sie sei Handwerkerin, also wünsche sie sich eine wahre Parfumkomposition. Ausserdem solle es das teuerste Parfum der Welt werden. 
Maurice Dépinoix unterstütze sie laut Berichten bei der Entwicklung des legendären, scharfeckigen kubischen Flakons von Chanel N° 5 , welcher in seiner Form sehr an den Place Vendôme erinnert. Das Parfum aus Rose, Sandelholz, Ylang-Ylang und Jasmin wurde bald als "goldene Flüssigkeit und "Schatz" betitelt und bis heute verkauft sich alle 30 Sekunden ein Flakon Chanel N°5 weltweit. Auch war sie es, die als erste hochwertigen Modeschmuck herstellen liess.
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1925 kreierte sie desweiteren erstmals ein Kostüm mit Cardigan Jacke ohne Revers und aus Tweet, welches Ikone der Chanel-Mode werden sollte, gefolgt 1926 von dem "kleinen Schwarzen".
Bis 1936 wuchs Chanels Geschäft erfolgreich weiter, so dass sie dato 4000 Angestellte beschäftigte. 
Den zweiten Welkrieg überstand Chanel in Paris im Hotel Ritz
und siedelte nach Kriegsende zunächst in die Schweiz um, um dann im Februar 1954 erneut ihr Geschäft in der Rue Cambon 31 zu eröffnen.

Wie sagte sie hierüber: "ich wusste früher oder später würde ich in mein Metier zurückkehren ... ich habe nur auf einen günstigen Moment gewartet." 



Ansporn für ihr Comeback gab vor allem der französische Modedesigner Christian Dior, welcher für den Wespentaillen-Stil erneut Korsetts einführte - getragen unter Ballkleidern und Jacken, die er mit voluminösen Tellerröcken kombinierte. Sie empfand diesen Stil als exzessiv und altmodisch und ihr Tatendrang war somit erneut geweckt. Unterstützung fand sie ausserdem in der Texanerin Suzy Parker, welche gefragteste Model ihrer Zeit war und Hélène Lazareff - Gründerin des Magazins Elle.Diese wünschte sich Parker in Chanel auf dem Cover und das Comback war somit in vollem Gange.   

Praktisch solle die neue Kollektion sein und als die Pforten in der Rue Cambom 31 am 5. Februar 1954 geöffnet wurden, waren die Erwartungen bei den Käufern als Journalisten hoch.Vor allem die amerkanischen und englischen Einkäufer gaben sofort Bestellungen auf, da sie den elegant-praktischen Gegenangriff auf den extravaganten New Look begrüssten. Im November des selben Jahres erschien wie angedacht, Suzy Parker auf der Titelseite der französischen Vogue.

In den folgenden zwei Jahrzehnten sollte der Einfluss Chanels beim Jetset ebenso vorherrschend sein, wie bei der berufstätigen Frau. Wohlhabende New Yorkerinnen kopierten Chanels unaufdringliche Eleganz und passten diesem gleichzeitig ihrem geschäftsmässigem Stil an. Chanel Kostüme gehörten bis zur Einführung der Prêt-à-Porter Mode 1978 zur Haut Couture - die Fertigung eines Ensembles bedurfte ca. 150 Stunden Handarbeit. Und obwohl dank der eingearbeiteten Jackentaschen Handtaschen praktischerweise nicht nötig gewesen wären, entwarf sie dann doch die rechteckige, handgesteppte mit Muster in Rautenform 2.55 - benannt nach ihrem Comeback im Februar 1955, versehen mit vergoldeten Ketten und Lederriemen.



Am Sonntag, den 10. Januar 1971 verstarb Gabrielle 'Coco' Chanel in in ihrem Zimmer im Hotel Ritz, welche sich zu dem Zeitpunkt mitten in der Vorbereitung ihrer nächsten Frühjahr- / Sommer Kollektion befand. Ihre Mode lebt für immer weiter.




1983 wurde Karl Lagerfeld von dem Hause Chanel zunächst als Berater für die Haute Couture eingestellt; 1984 wurde er dann zu dem Chef-Designer des gesamten Hauses. 
Dieser setzt Ideen Coco Chanels zeitgemäss um und interpretiert diese modern. 
Dadurch konnte sich Chanel erneut fest etablieren, nachdem es nach dem Tode der Modeschöpferin zunächst erst in einen Art "Schneewittchenschlaf" gefallen war und begeistert sowohl junge Frauen als auch gereifte Damen.

Ausserdem ist Karl Lagerfeld Fotograf und Verantwortlicher (in Kooperation mit Carine Roitfeld) der weltweiten Wanderausstellung zum Chanel Bildband "Little Black Jacket", welche sich der 1925 entworfenen Tweed Jacke widmet. Station nach New York, Paris; London, Mailand, Dubai,Berlin, Tokio und weitere ist gegenwärtig Sao Paulo. Fotografiert sind namenhafte Grössen der Modewelt, Schauspieler Hollywoods, internationale Sänger und weitere herausragende Persönlichkeiten - in verschiedensten Interpretationsformen des LBJ's.



Lagerfeld hat somit erneut perfekt die Symbiose von Vergangenheit und Moderne geschaffen.

Auch die aktuelle Resort Kollektion 2014 spiegelt diesen Geist deutlich wieder :
die Farbpalette beinhaltet viele Weiß- und Beigetöne, spielt auf die kolonialistische Vergangenheit Asiens hin und zeigt deutlich viele High-Waist Hosen mit extra breitem Bein, sowie Oversize Shirt mit Taillen Gürtel. 
Ähnlich wie die einstige Biarritz Kollektion ist auch diese wieder praktisch funktional, aus erlesenen und weich fallen Stoffenden und ist zeitgleich eine Hommage an die Modeikone, welche zum Teil in ihrem Interior gerne asiatische Elemente verwendete.

Karl Lagerfeld selbst erklärt die aktuelle Kollektion als ein wenig Chanel Geschichte und ein bisschen Asien.


Die Welt von Chanel vereint Eleganz, Stil, Moderne und doch Zeitlosigkeit strahlt gleichzeitig ein Flair aus, was nur das Haus Chanel erfüllen kann.
So ist es noch bis heute, dass man meinen könnte, jedem Moment  käme Coco Chanel ihre spiegelnde Treppe in der Rue Chambon 31 herunter geschritten.






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